Ich habe ja
vor einer ganzen Weile über Alkohol in Schweden geschrieben und darüber, dass
eben jener nur im SYSTEMBOLAGET zu kaufen ist.
Als ich
letztens in selbigem einkaufen war, fielen mir bunte Leporellos auf. Weil ich
neugierig bin und immer gut informiert sein möchte und weil ich die Frage…
…auf dem
Umschlag gelesen habe, die mich noch neugieriger machte, nahm ich mir so ein
buntes Büchlein mit.
Herausgeber?
Zu Hause
angekommen suchte ich nach der Antwort auf die Frage. Diese sah dann so aus:
Und auch
noch in elf Sprachen!
Da scheine nicht
nur ich mich über diese besondere Verkaufsform zu wundern.
Inwieweit die Untersuchung jedoch importierten Alkohol (ob auf "Abholbasis" oder übers Internet) berücksichtigt, das weiß ich mal nicht.
Und weil mein
anderer Artikel noch Lücken und Spekulationen aufweist und ich diese Alkohol-Handhabung
besser verstehen möchte, habe ich mich erneut in die Tiefen des Internets
begeben und mich informiert.
Dass die
Schweden so „gegen Alhokol“ sind, hat eine lange Geschichte.
Sie hat ihre
Wurzeln in der Abstinenzbewegung des 19. Jahrhunderts. Sie entstand, weil es in
Schweden viele soziale Probleme gab und der Alkoholkonsum dadurch dem vier- bis
fünffachen des heutigen entsprach.
Die
Abstinenzbewegung hatte zu ihrer Blütezeit fast eine halbe Million Mitglieder,
die sich für ein Totalverbot von Alkohol einsetzten. (Einigen ist sie
möglicherweise aus Filmen bekannt. Michel aus Lönneberga beispielsweise aß gegorene
Kirschen und musste, als es ihm wieder besser ging, mit seinen Eltern zu den
Abstinenzlern gehen und dem Alkohol abschwören. ;-) )
Im Jahr 1909
wurde ein Totalverbot von 56% der erwachsenen Schweden befürwortet. Dem
gegenüber standen unter anderem auch der Staat, der sein Steuereinkommen durch
den Verkauf von Alkohol aufbesserte. Also wurde es nichts mit einem totalen
Verbot von Alkohol.
Dafür hatte
ein Stockholmer Arzt die Idee, zum Einen alles, was mit Alkohol zusammen hängt,
zu verstaatlichen. Zum Anderen sollte der Alkohol rationiert werden.
1914 wurde eine „Versuchsreihe Rationierung“ gestartet, 1917 wurde die Rationierung landesweit
eingeführt.
Ein „motbok“ (Darin wurde aufgeschrieben, wieviel Alkohol der Inhaber/die Inhaberin in welchem Monat erhalten hat) erhielten nur Männer über 25 Jahren und unverheiratete Frauen nach
individueller Prüfung und wenn sie nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum
aufgefallen waren. Die Rationierung schwankte. 1955 waren es drei Liter Schnaps,
die man erhielt. Im Monat.
Erst in den
20er Jahren wurden Import und Export sowie Vertrieb ebenfalls verstaatlicht.
Die
Abstinenzler versuchten es noch einmal. Sie setzten 1922 die Durchführung einer
Volksabstimmung durch. Das Ergebnis war sehr knapp: 49% für ein Totalverbot –
51% waren dagegen. Durch diese Abstimmung blieb das Bratt-System (benannt nach
dem Arzt) bis 1955 erhalten. In diesem Jahr wurde dann die Rationierung abgeschafft.
Der
Alkoholkonsum erhöhte sich drastisch und wurde 1957 durch starke
Preiserhöhungen (Alkoholsteuer) wieder besser steuerbar.
Erst im Jahr
1991 wurde die Selbstbedienung in manchen Systembolaget eingeführt.
Als Schweden
1995 der Europäischen Union beitrat, konnte sie nur noch ein Teilmonopol des Alkoholhandels beibehalten. Produktion, Import und Export mussten entstaatlicht
werden. Daraufhin war Schweden war der Meinung, dass im Ausland bestellter Alkohol nur über
einen Systembolaget zu bestellen und mit 17% Steuer zu versehen sei. Wer dies nicht
tat, war ein Schmuggler.
Im Jahr 2007
entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg jedoch, dass die Schweden im
Europäischen Ausland bestellen und dies an ihre Privatadresse liefern lassen
können.
Für die
Einfuhr von Alkohol für den privaten Gebrauch gelten dieselben Bedingungen wie
in der Gesamten EU: Die Steuer wird in dem Land fällig, in dem der Alkohol
gekauft wird. Beim kommerziellen Kauf muss die Steuer in dem Fall in Schweden
entrichtet werden.
Im Jahr 2006
gab das Statens folkhälsoinstitut (Staatliches Volksgesundheitsinstitut) eine
Studie in Auftrag, die untersuchen sollte, was passiert, wenn der Alkohol in
Schweden anders verkauft würde, in Geschäften mit Lizenz zum Alkohol verkaufen
nämlich und in Lebensmittelgeschäften.
Da die
Ergebnisse mehr Todesfälle (zum Beispiel im Straßenverkehr), mehr Fälle von
Misshandlung und mehr Krankschreibungen im Jahr voraussagen, wird es wohl
a) weiterhin
den Systembolaget, solche
Bilder
b) an Fähren in Deutschland
b) an Fähren in Deutschland
und c) von
meinen Deutschlandbesuchen geben…
Wenn Ihr noch mehr wissen möchtet, könnt Ihr HIER lesen. Da stehen noch viel mehr Informationen, als ich sie hier wieder gegeben habe.
Auch auf DIESER SEITE (nur teilweise ein bisschen veraltet. Die
Weine werden nämlich jetzt nach Herkunftsländern geordnet. :-) ) gibt es
interessantes zu lesen.
Herzliche Grüßels von Anneke
PS: Der große Mitbewohner und ich sind uns einig: Wenn sich das totale Alkoholverbot durchgesetzt hätte, würden wir beide nicht hier wohnen. ;-)
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