Dienstag, 10. März 2015

Warum ich im Deutschunterricht einschlief

Als ich neulich einer guten Bekannten schrieb,  fiel mir mein Deutschlehrer aus der Schule ein. Er hieß Herr Zimmer und war ein recht strenger Mann. (Schon meine Mutti, meine Tante S. und meine Schwester  S. hatten bei ihm Unterricht gehabt. Ich mag solche Generationensachen. Wir gingen auch alle auf dieselbe Schule, sogar mein Sohn besuchte diese dann noch.) Ich denke, er hat einen großen Anteil daran, dass ich die deutsche Sprache so mag.
Jedenfalls fiel mir dann natürlich auch folgende Geschichte ein:

Viele Monde früher.
Wir haben Deutschunterricht.
Ich sitze Fensterreihe, letzte Bank, neben der Heizung.
Eine Geschichte wird laut vorgelesen. Abschnittweise kommt ein anderer Schüler dran.
Wie immer geht es mir zu langsam. Also lese ich die Geschichte schnell zu Ende und warte…und lege wohl dabei meinen Kopf auf den Arm, der auf der Bank liegt…
Plötzlich werde ich von dem Mitschüler vor mir angestoßen: „Eh, aufwachen.“ Ich schaue hoch und fühle mich beobachtet. Von allen Mitschülerinnen und Mit-schülern. Und auch von Herrn Zimmer. Er: „Nun, Fräulein Anneke, haben wir wohl geruht? Am besten, Sie schreiben uns einmal einen Aufsatz mit folgendem Thema: „Warum bin ich im Deutschunterricht eingeschlafen?“ Diesen lassen Sie von ihrer werten Mutter unterschreiben und bringen ihm zur nächsten Deutsch-stunde wieder mit.“ 
Na gut. Dann mache ich das mal.
Ich schrieb also diesen Aufsatz. Natürlich war keineswegs langes Aufbleiben an meinem Unterrichtsschlaf schuld gewesen. Niemals nicht! Auch Langeweile im Deutschunterricht war nicht der Grund meines Einnickens.  Viel eher lag es daran, dass in der Luft im Zimmer 12 kaum noch Sauerstoff vorhanden war. Die Fenster durften nicht geöffnet werden, weil es immer einige Mädchen oder Jungen  gab, die dann froren. So wurde ein Sauerstoffaustausch verhindert. Und so nah an der Heizung (die nur auf oder zu kannte, nix mit nur ein bisschen warm) war es einfach zu warm. Dann noch der fehlende Sauerstoff…. So bin ich eben eingeschlafen.
Meiner Mutti legte ich den Aufsatz vor, erzählte die Geschichte dazu und sie unterschrieb ihn, ohne mit mir zu schimpfen.
Zur nächsten Stunde gab ich den Aufsatz ordnungsgemäß ab.

Ein paar Tage später.
Sonnabend.
Zimmer 12. Geographieunterricht.
Vor dem Unterrichtsbeginn kommt unser Direktor ins Zimmer und auf mich zu. Lächelnd. „Na Anneke, dann machen wir jetzt mal das Fenster ganz weit auf, damit genügend Sauerstoff ins Zimmer kommt!“ Er wartete 5 Minuten (Auf-sichtspflicht wegen offenem Fenster), schließt das Fenster wieder und ver-schwindet anschließend aus dem Zimmer.
Ich blieb mit offenem Mund stehen. Woher wusste er das nur?

Später die Erkenntnis: Vermutlich hat Herr Zimmer meinen Aufsatz im Lehrer-zimmer irgendwo sichtbar aufgehangen, denn in den nächsten Tagen wurde von einigen anderen Lehrerinnen und Lehrern die Frage an mich gerichtet, ob genügend Sauerstoff im Zimmer vorhanden sei… :-)

Anneke

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