Montag, 21. März 2016

Systembolaget 2

Ich habe ja vor einer ganzen Weile über Alkohol in Schweden geschrieben und darüber, dass eben jener nur im SYSTEMBOLAGET zu kaufen ist.
Als ich letztens in selbigem einkaufen war, fielen mir bunte Leporellos auf. Weil ich neugierig bin und immer gut informiert sein möchte und weil ich die Frage…


…auf dem Umschlag gelesen habe, die mich noch neugieriger machte, nahm ich mir so ein buntes Büchlein mit.
Herausgeber?


Zu Hause angekommen suchte ich nach der Antwort auf die Frage. Diese sah dann so aus:



Und auch noch in elf Sprachen!
Da scheine nicht nur ich mich über diese besondere Verkaufsform zu wundern. 
Inwieweit die Untersuchung jedoch importierten Alkohol (ob auf "Abholbasis" oder übers Internet) berücksichtigt, das weiß ich mal nicht.

Und weil mein anderer Artikel noch Lücken und Spekulationen aufweist und ich diese Alkohol-Handhabung besser verstehen möchte, habe ich mich erneut in die Tiefen des Internets begeben und mich informiert.

Dass die Schweden so „gegen Alhokol“ sind, hat eine lange Geschichte.
Sie hat ihre Wurzeln in der Abstinenzbewegung des 19. Jahrhunderts. Sie entstand, weil es in Schweden viele soziale Probleme gab und der Alkoholkonsum dadurch dem vier- bis fünffachen des heutigen entsprach.
Die Abstinenzbewegung hatte zu ihrer Blütezeit fast eine halbe Million Mitglieder, die sich für ein Totalverbot von Alkohol einsetzten. (Einigen ist sie möglicherweise aus Filmen bekannt. Michel aus Lönneberga beispielsweise aß gegorene Kirschen und musste, als es ihm wieder besser ging, mit seinen Eltern zu den Abstinenzlern gehen und dem Alkohol abschwören. ;-) )
Im Jahr 1909 wurde ein Totalverbot von 56% der erwachsenen Schweden befürwortet. Dem gegenüber standen unter anderem auch der Staat, der sein Steuereinkommen durch den Verkauf von Alkohol aufbesserte. Also wurde es nichts mit einem totalen Verbot von Alkohol.
Dafür hatte ein Stockholmer Arzt die Idee, zum Einen alles, was mit Alkohol zusammen hängt, zu verstaatlichen. Zum Anderen sollte der Alkohol rationiert werden. 
1914 wurde eine „Versuchsreihe Rationierung“ gestartet, 1917 wurde die Rationierung landesweit eingeführt.
Ein „motbok“ (Darin wurde aufgeschrieben, wieviel Alkohol der Inhaber/die Inhaberin in welchem Monat erhalten hat) erhielten nur Männer über 25 Jahren und unverheiratete Frauen nach individueller Prüfung und wenn sie nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum aufgefallen waren. Die Rationierung schwankte. 1955 waren es drei Liter Schnaps, die man erhielt. Im Monat.
Erst in den 20er Jahren wurden Import und Export sowie Vertrieb ebenfalls verstaatlicht.
Die Abstinenzler versuchten es noch einmal. Sie setzten 1922 die Durchführung einer Volksabstimmung durch. Das Ergebnis war sehr knapp: 49% für ein Totalverbot – 51% waren dagegen. Durch diese Abstimmung blieb das Bratt-System (benannt nach dem Arzt) bis 1955 erhalten. In diesem Jahr wurde dann die Rationierung abgeschafft.
Der Alkoholkonsum erhöhte sich drastisch und wurde 1957 durch starke Preiserhöhungen (Alkoholsteuer) wieder besser steuerbar.

Erst im Jahr 1991 wurde die Selbstbedienung in manchen Systembolaget eingeführt.

Als Schweden 1995 der Europäischen Union beitrat, konnte sie nur noch ein Teilmonopol des Alkoholhandels beibehalten. Produktion, Import und Export mussten entstaatlicht werden. Daraufhin war Schweden war der Meinung, dass im Ausland bestellter Alkohol nur über einen Systembolaget zu bestellen und mit 17% Steuer zu versehen sei. Wer dies nicht tat, war ein Schmuggler.
Im Jahr 2007 entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg jedoch, dass die Schweden im Europäischen Ausland bestellen und dies an ihre Privatadresse liefern lassen können.
Für die Einfuhr von Alkohol für den privaten Gebrauch gelten dieselben Bedingungen wie in der Gesamten EU: Die Steuer wird in dem Land fällig, in dem der Alkohol gekauft wird. Beim kommerziellen Kauf muss die Steuer in dem Fall in Schweden entrichtet werden.

Im Jahr 2006 gab das Statens folkhälsoinstitut (Staatliches Volksgesundheitsinstitut) eine Studie in Auftrag, die untersuchen sollte, was passiert, wenn der Alkohol in Schweden anders verkauft würde, in Geschäften mit Lizenz zum Alkohol verkaufen nämlich und in Lebensmittelgeschäften.
Da die Ergebnisse mehr Todesfälle (zum Beispiel im Straßenverkehr), mehr Fälle von Misshandlung und mehr Krankschreibungen im Jahr voraussagen, wird es wohl
a) weiterhin den Systembolaget, solche Bilder
b) an Fähren in Deutschland


und c) von meinen Deutschlandbesuchen geben…


Wenn Ihr noch mehr wissen möchtet, könnt Ihr HIER lesen. Da stehen noch viel mehr Informationen, als ich sie hier wieder gegeben habe.
Auch auf DIESER SEITE (nur teilweise ein bisschen veraltet. Die Weine werden nämlich jetzt nach Herkunftsländern geordnet. :-) ) gibt es interessantes zu lesen.

Herzliche Grüßels von Anneke

PS: Der große Mitbewohner und ich sind uns einig: Wenn sich das totale Alkoholverbot durchgesetzt hätte, würden wir beide nicht hier wohnen. ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.